Wer Koka hört oder liest, denkt in diesem Zusammenhang oft direkt an Kokain. Dabei gehört der Anbau des Kokastrauchs in mehreren Regionen Südamerikas seit Jahrhunderten zur kulturellen Praxis. Besonders in den Andenländern wie Bolivien, Peru, Kolumbien und Ecuador ist der Kokastrauch weit verbreitet. In diesem Artikel findest du interessante Fakten über den Koka-Konsum, wie sich dieser entwickelt hat und welche Schwierigkeiten er mit sich bringt.
Botanik
Die Koka-Pflanze ist ein immergrüner Strauch mit dunkelgrünen elliptischen Blättern. Er kann bis zu 2,5 Meter hoch werden, hat eine rötliche Rinde und trägt kleine rote Früchte. Der Strauch wächst in Höhenlagen zwischen 300 und 2000 Metern. Im 19. Jahrhundert wurde die Pflanze über die Andenregionen hinaus auch in Teilen Afrikas, Indiens und Indonesiens eingeführt und ist bis heute dort verbreitet.
Koka-Kultur
Koka hat in den Anden eine lange kulturelle Geschichte und wird von indigenen Völkern seit Jahrhunderten in Zeremonien und Riten verwendet. Es steht oft in Verbindung mit spirituellen und religiösen Zwecken. Der traditionelle Gebrauch zielt darauf ab, die stimulierenden und anregenden Eigenschaften zu nutzen, ohne den psychoaktiven Bestandteil Kokain in extrahierter Form zu gewinnen. Der Anteil in den getrockneten Blättern ist so gering (zwischen 0,1 und 0,8 %), dass es nicht zu einer Vergiftung oder Abhängigkeit kommt. Die Kokablätter werden von den Einheimischen meist gekaut oder zu Tee verarbeitet. In einigen Kulturen wird angenommen, dass es hilft, negative Energien zu vertreiben und den Körper zu reinigen.
Soziale Bedeutung
Der Verzehr der Blätter wird oft in Gemeinschaft praktiziert und dient als Mittel der gesellschaftlichen Interaktion. In einigen Regionen werden Kokablätter bei Zusammenkünften angeboten, um Gastfreundschaft auszudrücken. Als Tee zubereitet wird dieser als „Mate de Coca“ bezeichnet und wird gerne nach dem Essen getrunken, da er ähnlich wie Kaffee die Verdauung anregt. Der Begriff „Mate“ leitet sich aus dem Quechua ab und bedeutet Trinkgefäß. Die Becher bestehen meist aus Holz, Keramik oder Metall. Dazu gibt es einen Strohhalm aus Metall mit einem kleinen Sieb an der Unterseite, wodurch der Tee direkt gefiltert wird.
Medizinische Anwendung
Der Kokastrauch fand sowohl früher als auch heute eine bedeutende Anwendung in der Medizin. Die Blätter sind reich an Vitamin A, B1, B2, B3, C und E. Außerdem enthalten sie wichtige Mineralien wie Calcium, Phosphor, Eisen, Natrium und Kalium. 14 verschiedene Alkaloide verbessern die Blutzirkulation und fördern die Aufnahme von Sauerstoff im Blut und Gehirn.
Einheimische setzen Koka als Mittel zur Linderung und Behandlung von Höhenkrankheit, Erschöpfung und Magenproblemen ein. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die Blätter antioxidative Eigenschaften haben. Darüber hinaus unterstützt es die Leber und wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf Magen und Darm aus. Kauen oder Trinken von Koka-Tee dient in den Andenregionen dazu, die Ausdauer und Energie in großen Höhen zu steigern, was in Höhenlagen ab 3.500 Metern von entscheidender Bedeutung ist. Die anregende Wirkung hilft den Menschen in den Bergen der Anden, lange Arbeitszeiten unter schwierigen Bedingungen zu bewältigen.
Missbrauch und Drogenhandel
Obwohl das in den Blättern enthaltene Alkaloid Kokain bereits Mitte des 19. Jahrhunderts isoliert wurde, erlebte die Droge erst in den 1970er und 1980er Jahren einen regelrechten Boom. Insbesondere Kolumbien entwickelte sich zu einem der Hauptproduzenten. Durch kriminelle Organisationen und Kartelle hat der illegale Anbau für die Produktion von Kokain in einigen Teilen Südamerikas zu erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen geführt. Die Regulierung des Anbaus ist ein heikles Thema in vielen Anbauländern und führt in einigen Regionen zu politischer Instabilität. Es wird versucht, den traditionellen Gebrauch zu schützen, während gleichzeitig der illegale Kokainhandel bekämpft werden soll.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Missbrauch von Kokain gesundheitsschädlich ist und bei der Herstellung die Umwelt verschmutzt wird. Bei der Extraktion inmitten des Regenwaldes werden giftige Chemikalien wie Kerosin und Batteriesäure verwendet, die im Anschluss in der Natur entsorgt werden und dadurch die Böden langfristig verunreinigen.
Koka ist durch die illegale Verwendung sehr negativ behaftet. Kokain sollte jedoch von Kokablättern und dem daraus gewonnenen Tee klar unterschieden werden. Die Pflanze ist Teil der Kultur und Tradition in den Andenregionen und gehört für die Einheimischen zum alltäglichen Leben.
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